Was haben die Geisteswissenschaften und Umweltverschmutzung gemeinsam? In beiden Fällen gilt, dass Kosten (der Umweltverschmutzung) und Nutzen (der Geisteswissenschaften) nicht oder nur indirekt in monetären Einheiten gemessen werden können. Innerhalb eines kapitalistischen ökonomischen Systems, wie es sich bis heute in den meisten Teilen der Welt etabliert hat, bedeutet dies, dass in bzw. mit beiden Bereichen weder ein Gewinn noch ein Verlust erwirtschaftet werden kann, wodurch aus der Perspektive der Ökonomie beide Faktoren aufgrund ihrer scheinbaren (monetären) Unwirksamkeit quasi inexistent sind. Da haben es die Naturwissenschaften schon leichter. Insbesondere die industrielle Anwendung naturwissenschaftlicher Erkenntnisse, die dazu verhelfen die Wirkmechanismen der Welt transparenter, berechenbarer und somit für den Menschen auch kontrollier- und steuerbar zu machen, führen oftmals zu einer Profitsteigerung. So lässt sich beispielsweise die Investition für eine neue, hochtechnologisierte Produktionsanlage mehr oder weniger genau gegen die damit einhergehende erhöhte Rentabilität aufwiegen. Messbarkeit im mathematischen wie im monetären Sinne scheinen demnach geradezu Symptomatisch für Technik und Kapitalismus. Kein Wunder also, dass dieses vermeintliche Dreamteam die Geisteswissenschaften ebenso wie den Umweltschutz weit und mit immer schnellerem Tempo hinter sich gelassen haben. Wie aktuelle Geschehnisse in der Welt zeigen, scheint jedoch zumindest der Umweltschutz respektive die Sensibilität für damit in Zusammenhang stehende Wirkungsketten in Industrie und Wirtschaft langsam aufzuholen und ins Bewusstsein breiter Bevölkerungsmassen zu treten. Dass der Klimawandel nur durch ein globales Umdenken und Verhaltensänderungen im Wirtschaften und Lebensstandard – insbesondere der Industrienationen – zu erreichen ist, sind inzwischen keine hot news mehr. Wir glauben, dass insbesondere die Geisteswissenschaften einen erheblichen Beitrag zu ebendiesem Umdenken leisten können, der – auch wenn er vielleicht nicht in Geld messbar ist – dennoch von grösstem Wert ist und womöglich sogar über den Erfolg oder Misserfolg beim Erreichen der Klimaziele zu entscheiden vermag. Leider scheint es jedoch für die Geisteswissenschaften symptomatisch zu sein von der Technik abgehängt zu werden. Warum sollte man auch in Form teurer Technologien in wissenschaftliche Disziplinen investieren, die im Gegenzug dafür am Markt keinen (mit Geld messbaren) Mehrwert generieren und allenfalls ideelle Werte generieren und dabei noch nicht einmal den Alltag in einem ganz praktischen Sinne erleichtern? Und in der Tat werden Berufe in den Bereichen Kunst, Kultur, Philosophie, Religionswissenschaft, Geschichte, Literatur usw. deshalb auch gerne in die Schublade der brotlosen Künste gesteckt. Wir möchten das ändern und sehen in der aktuell zu beobachtenden digitalen Transformation der Gesellschaft – der Erfolg von Social Media im Allgemeinen sei hier nur ein Beispiel – grosses Potenzial um auch aus Technik und den Geisteswissenschaften (zum Technikbegriff wird es bald einen anderen Blogartikel geben) ein Dreamteam zu machen. Unser Ziel ist es deshalb geisteswissenschaftliche arbeitende Personen und Institutionen bezüglich digitaler Technologien zu beraten und mit der Bereitstellung digitaler Services zu unterstützen.
Humanities. Nicht messbar, nicht wichtig!?
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